Wirbelsäule

Die Wirbelsäulenchirurgie ist für das Rückenmark, die Spinalnerven und die umgebenden muskuloskeletalen Strukturen verantwortlich und befasst sich vorwiegend mit degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen wie Bandscheibenvorfällen oder Spinalkanalstenose und Instabilität.Zusätzlich zählen traumatische, entzündliche und tumoröse Fehlbildungen zum Gebiet der Wirbelsäulenchirurgie. 

Krankheitsbilder

Degenerative Pathologien stellen mit Abstand die häufigste Erkrankung der Wirbelsäule dar. Davon ist die Lendenwirbelsäule ca. in einem Verhältnis 10:1 häufiger als die Halswirbelsäule betroffen. Übergewicht, Bewegungsmangel, familiäre Vorbelastungen sowie akute oder chronische Überlastungsreaktionen (schweres Heben, Bücken, Krafttraining, oder Traumata) können degenerativen Veränderungen bewirken, die in den meisten Fällen zu Kreuzschmerzen führen. Eine Verstärkung der Beschwerden ist meist bei psychologischer Vorbelastung nicht zu vernachlässigen und sollte vorwiegend bei der konservativen Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen mit beachtet werden. Verletzungen der Wirbelsäule (Schifahren, Radfahren, Sturz aus hoher Höhe) können zu einem plötzlich Funktionsausfall (Wirbelkörper Fraktur mit Kompression des Rückenmarks bzw. Spinalnerven) führen, sodass eine akute Abklärung und ggf. operative Therapie indiziert ist. Entzündliche Fehlbildungen der Wirbelsäule können spontan oder bei reduzierten Immunstatus auftreten und zu Schmerzen oder Funktionsausfall führen. Selten führen tumoröse Fehlbildungen der Wirbelsäule zu den jeweiligen Symptomen, sodass diese oft akut in einem spezialisierten Zentrum abgeklärt werden müssen.

Diagnose

Die Anamnese gefolgt von einer ausführlichen körperlichen Untersuchung des Patienten stellt einen immanenten Teil der Diagnostik. Meist berichten die Patienten über Kreuzschmerzen mit ausstrahlende Schmerzen in den oberen und/oder unteren Extremitäten kombiniert mit  Sensibilitätsstörungen. In sehr schlimmen und fortgeschrittenen Fällen können muskuläre Lähmungen oder Blasen- und Mastdarmfunktionsstörungen auftreten. Für die therapeutische Konsequenz ist es wichtig in welchen zeitlichen Abstand die Symptome aufgetreten sind bzw. wie lang sie bereits bestehen (z.B. muskuläre Lähmungen). Letztlich muss die klinische Symptomatik des Patienten mit den bildgebenden Befunden korreliert werden, um daraus die passende therapeutische Konsequenz einleiten zu können. Leider kann die klinische Symptomatik der Patienten häufig nicht ausschließlich mit dem bildgebenden Befund erklärt werden bzw. durch eine operative Therapie dem Patienten geholfen werden.

Röntgenuntersuchung der Wirbelsäule zur Diagnose von Fehlstellungen, Deformitäten, degenerativen Veränderungen, Instabilität, Frakturen oder zur Beurteilung von Implantaten nach einer Operation sind eine schnelle Untersuchungsmodalität, den dem behandelten Arzt einen guten Überblick verschaffen

Schnittbilduntersuchungen in zwei bzw. drei Ebenen stellen den Goldstandard in der diagnostischen Abklärung von Wirbelsäulenerkrankungen dar. Hierbei nimmt die Magnetresonanztomographie (MRT) die wichtigste Rolle ein und ist für die Beurteilung von Weichteilgewebe wie Bandscheiben, Rückenmark und Nervenwurzeln unabdingbar. Die Computertomographie (CT) ist für der Beurteilung der knöchernen Strukturen der Wirbelsäule wichtig und wird meist in Verbindung mit MRT verwendet. Bei speziellen Fragestellungen (multiplen Voroperationen, Metallartefakten durch Implantate) können eine Myelographie kombiniert mit einer post-Myelo CT-Untersuchung durchgeführt werden. Zusätzlich können elektrophysiologische Untersuchung (EMG/ NLG, EVP) zur Detektion von qualitativen sowie quantitativen nervalen Schäden und deren Lokalisation eingetzt werden.

                                                                                                                                                                                                                             

Therapie

Unter konservativen Therapiemaßnahmen bei degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen versteht man die Einnahme von Schmerzmittel (Analgetika) nach einen bestimmten Stufenschema der WHO (World Health Organisation) in Kombination physiotherapeutische Maßnahmen. In bestimmten Fällen können auch Massagen sowie lokale Wärme oder Kälteapplikation zur Anwendung kommen. Gewichtsreduktion, Kräftigung der Rumpfmuskulatur sowie Lebensstiländerungen stellen wichtige Bausteine nicht nur im konservativen Therapieregime dar, sondern sollten auch nach operativen Eingriffen berücksichtig werden. Bei einer ausbleibenden Schmerzbesserung können lokale Infiltrationen zur Linderung der Beschwerden durchgeführt werden. Führt die konservative Therapie nicht zum gewünschten Ergebnis, kann eine operative Therapie in ausgewählten Fällen durchgeführt werden. Die meisten operativen Therapien können planbar und somit elektiv erfolgen, bei plötzlich aufgetretenen muskulären Defiziten, Gang- oder Standstörungen, Querschnittssyndromen oder Blasen-/Mastdarmfunktionsstörungen muss eine akute Abklärung mit Bildgebung und ggf. operativer Therapie in deinem spezialisierten Zentrum erfolgen. Die häufigsten operativen Therapien bei degenerativen Erkrankungen der Wirbelsäule stellen die Dekompression und Sequesterektomie bei Wirbelkanalverengung bzw. Bandscheibenvorfälle dar. Bei Instabilitäten und/ oder primären Kreuzschmerzen und passenden bildgebenden Befund können Stabilisationsoperationen indiziert sein. Eine operative Therapie wird nur nach Versagen der konservativen Therapie über einen längeren Zeitraum indiziert und Bedarf einer ausführlichen ärztlichen Expertise bzw. operativer Erfahrung.  Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit (Physiotherapie, Neurologie und Psychologie/ Psychiatrie) zur bestmöglichen Betreuung der Patienten ist sinnvoll, sodass die Behandlungsmöglichkeiten individuell an den Patienten angepasst werden können.

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