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Bandscheibenvorfall der Brustwirbelsäule

Diese Zusammenfassung soll Ihnen zunächst als grober Überblick dienen. Klicken Sie auf "Beratungstermin vereinbaren" und führen Sie ein Gespräch mit einem/einer unserer führenden Expert:innen zum Thema "Bandscheibenvorfall". Wir bieten Ihnen einen strukturierten medizinischen Fahrplan, der Sie zu einem Spezialisten vor Ort führen kann und Ihnen bereits vorab zusätzliche Bildgebungen (MRT-, CT-, Röntgendiagnostik) oder anderweitige Untersuchungen empfiehlt. Somit können wir Sie neben der schnellen Hilfe auch langfristig bei der Wahl Ihrer Therapie effizient unterstützen.

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Krankheitsbild

Zusammenfassung

Die Bandscheibe dient, ähnlich wie der Stoßdämpfer Ihres Autos, der Belastungsminderung auf die einzelnen Wirbelkörper der Wirbelsäule. Durch den spezifischen Aufbau, mit einem gallertartigen Kern (Nucleus pulposus) und dem robusten Faserring (Anulus fibrosus) an der Außenseite, gelingt es der Bandscheibe, hohe Belastungen auszugleichen. Teilweise entstehen in der Bandscheibe Drücke von bis zu 23 Bar, was ca. das Zehnfache des Luftdruckes Ihres Autoreifens entspricht. Fehlbelastungen, zu wenig körperliche Aktivität aber auch schwere körperliche Arbeit können zur Höhenreduktion und dem Verlust des Wassergehalts der Bandscheibe führen. Demzufolge kann der innere gallertartige Kern durch Risse im äußeren Fasering austreten (Bandscheibenvorfall) und einen oder mehrere Nerven der Wirbelsäule komprimieren. Meist kommt es zu einen genau definierten Schmerzen in den unteren Extremitäten. Im fortgeschrittenen Alter (ca. ab dem fünfizigsten Lebensjahr) kann es durch kleiner Bandscheibenvorwölbungen, verdickte Bandstrukturen (Ligamenta flava) sowie vergrößerte Wirbelgelenke (Facettengelenke) zu einer Einengung des Wirbelkanals kommen (Spinalkanalstenose). Bei diesem Erkrankungsbild beschreiben Patienten:innen meist belastungsabhängige diffuse Schmerzen in den unteren Extremitäten mit einer deutlicxh reduzierten Gehstrecke (claudicative Sysmptomatik). In Abhängigkeit des Wirbelsäulenabschnitts reichen die Beschwerden insgesamt von leichten Taubheitsgefühlen an den Fußsohlen bis zur Lähmung der Beine. Die Wahrscheinlichkeit, einmal im Laufe des Lebens an einem Bandscheibenvorfall zu leiden, wird mit bis zu 40% angegeben, jedoch "leiden" 30% aller Menschen ebenso an einem Bandscheibenvorfall, ohne jegliche Beschwerden zu verspüren. Bandscheibenvorfälle im Bereich der Brustwirbelsäule unterscheiden sich maßgeblich der Symptomatik und in der Indikationsstellung zur Operation im Vergleich zu Vorfällen der Lendenwirbelsäule.

Was heißt "Bandscheibenvorfall oder "Enger Wirbelkanal" eigentlich?

Definition

Spinalkanalstenose (SKS) 

Kombination aus Bandscheibenvorwölbung in den Wirbelkanal, verdickten Bandstrukturen (Ligamenta flava) sowie vergrößerten Wirbelgelenken (Facettengelenke). Die Kombination dieser drei Hauptfaktoren führt zur Einengung des Wirbelkanals und somit Einengung der Nerven bzw. des Rückenschmarks (Brustwirbelsäule) im Wirbelkanal. Meist sind davon Menschen ab dem 45. Lebensjahr betroffen. 

Bandscheibenvorfall 

Vorwölbung oder Austritt von Bandscheibengewebe in den Wirbelkanal mit Druck auf Nerven, die in die Beine strahlen bzw. auf das Rückenmark im Bereich der Brustwirbelsäule.

Bandscheibenprotrusion

Vorwölbung durch Defekt des äußeren Faserrings und mögliche geringe Kompression einer oder mehrerer Nervenwurzeln bzw. dem Rückenmark.

Bandscheibenprolaps 

Austritt von Bandscheibenmaterial in den Wirbelkanal und somit Bedrängung (Kompression) der hier austretenden Nervenwurzeln bzw. des Rückenmarks im Bereich der Brustwirbelsäule mit spezifischen Beschwerden in Abhängigkeit der jeweils betroffenen Nervenwurzel oder des Rückenmarks.

Wie kommt es dazu?

Entstehung

Schwere körperliche Tätigkeiten sowie die Fehlbelastung der Wirbelsäule können zu Schwachstellen im äußeren Faserring (Anulus fibrosus) führen. Die Konsequenz ist häufig eine Vorwölbung des inneren Bandscheibenkernes (Nucleus pulposus), auch als Diskusprotrusion bekannt. Häufig haben Patient:innen zu diesem Zeitpunkt noch keine oder nur wenige Beschwerden. Erst das Einreißen des Faserrings mit anschließendem Austritt des Bandscheibenkerns (=Diskusprolaps) kann zu Schmerzen entlang der betroffenen Nervenwurzel (z.B. in den unter Extremitäten) führen. Durch eine dauerhafte Fehlbelastung ist die Wahrscheinlichkeit einer  Abnutzung der Wirbelsäule deutlich erhöht. Über die Zeit hinweg kommt es zur Abnahme der Bandscheibenhöhe und des Wassergehalts, das zu einer Überbelastung der kleinen Zwischenwirbelgelenke (=Facettengelenke) führen kann. Als weitere Reaktion kommt es zu einer Verdickung von Weicheilgewebe bzw. Bandsturkturen. Die zunehmende Degeneration der einzelnen Anteile (Bandscheibe mit Vorwölbung, verdickte Bandstrukturen und Wirbelgelenke) kann schließlich zu einer Einengung des gesamten Wirbelkanals führen. Dies wird als Wirbelkanalenge (Spinalkanalstenose) bezeichnet wird. 

Was tut weh?

Symptome

Zu Beginn eines Bandscheibenvorfalls (Diskusprolaps) sowie einer Wirbelkanaleinengung (Spinalkanalstenose) stehen häufig moderate Rückenschmerzen im Vordergrund, welche beim Bandscheibenvorfall im Verlauf durch in den Oberkörper (Thorax) ausstrahlende Schmerzen, der sogenannten "Radikulopathie", abgelöst werden. Meist kommt es auch zu sensiblen Ausfällen (Taubheitsgefühl, "Ameisenlaufen") im Bereich der betroffenen Nerven des Oberkörpers bzw. Thorax. Bei Bandscheibenkompression des Rückenmarks im Bereich der Brustwirbelsäule kann es zu schweren Gang-/Standstörungen, und/oder Blasen-/Mastdarmfunktionsstörungen, und/oder diffusen Muskelausfällen mit begleitenden Taubheitsgefühl in den unteren Extremitäten kommen. Menschen, die unter einer Wirbelkanaleinengung leiden, geben häufig Schmerzen in beide Beine mit einer deutlich verminderten Gehstrecke (Claudicatio spinalis) an. Neben der Wirbelkanalenge sollte bei reduzierter und schmerzhafter Gehstrecke an eine Gefäßerkrankung (periphere arterielle vaskuläre Erkrankung [pAVK] oder "Schaufensterkrankheit") gedacht werden. Eine Wirbelkanalenge der Brustwirbelsäule durch altersbedingten Verschleiss kommt dort selten vor, sodass diese im Vergleich zur Hals- und Lendenwirbelsäule nur eine untergeordnete Rolle. Nichtsdestotrotz entwickeln sich die Symptome im Vergleich zum klassischen Bandscheibenvorfall schleichend und können meist zu beidseitigen Problemen führen.

Was muss ich machen...?

Diagnose

Im ersten Schritt der Diagnostik sollte immer eine ausführliche Anamnese mit begleitender klinischer Untersuchung durchgeführt werden. Die Untersuchung kann erste Hinweise liefern, ob ein Bandscheibenvorfall oder eine Wirbelkanaleinengung vorliegt. Bei Vorliegen von "red flags" (Muskelschwäche, begleitende Tumorerkrankungen, entzündliche Erkrankungen etc.) sollte eine bildgebende Diagnostik durchgeführt werden. Meist wird eine Magnetresosnanztomographie (MRT) der Brustwirbelsäule bzw. der gesamten Wirbelsäule wegen der meist unspezifischen Symptomen bei Bandscheibenvorfällen der Brustwirbelsäule durchgeführt. Bei Gang-/Standstörungen, und/oder Blasen-/Mastdarmfunktionsstörungen, und/oder diffusen Muskelausfällen mit begleitenden Taubheitsgefühl in den unteren Extremitäten, sollte umgehend eine Vorstellung beim Hausarzt bzw. im Heimatnahen Krankenhaus erfolgen. 

Was kann mir helfen...?

Therapie

Beim Bandscheibenvorfall sowie bei der Wirbelkanaleinengung steht die konservative Therapie bei Abwesenheit von Gang-/Standstörungen, Blasen-/Mastdarmfunktionsstörungen oder diffusen Muskelausfällen mit begleitenden Taubheitsgefühl in den unteren Extremitäten nahezu immer im Vordergrund. Bei Schmerzen sollte eine medikamentösen Therapie mit WHO Stufe I Schmerzhemmern (z.B. Ibuprofen, Naproxen, Paracetamol, etc.) oder ggf. eine kurzzeitige (3-5 Tage) Therapie mit Kortison zur Schmerzlinderung führen. Meist erfolgen 10-15 Schmerinfusionsserien über den Hausarzt, sodass dadurch bei einem Großteil der Patienten eine Besserung eintritt. Meist wird bei einsetzender Besserung der Beschwerden mit einer physiotherapeutische Nachbehandlung begonnen. Infiltrationstherapien (=periradikuläre Therapie, PRT oder Infiltrationen der Zwischenwirbelgelenke, Facettengelenke) spielen im Bereich der Brustwirbelsäule eine untergeordnete Rolle. Nach 8 bis 12 wöchiger konservativer Therapie ohne wesentlicher Besserung der Beschwerden, sowie bei akuten Symptomen wie Gang-/Standstörungen, Blasen-/Mastdarmfunktionsstörungen oder diffusen Muskelausfällen mit begleitenden Taubheitsgefühl in den unteren Extremitäten ist eine Operation sinnvoll bzw. teils akut notwendig. Zusammenfassend handelt es sich bei einem Bandscheibenvorfall bei ausstrahlenden Schmerzen in den Brustkörper um eher unproblematische Umstände, kommt es jedoch zu diffusen Schmerzen in den unteren Extremitäten mit begleitenden Gang-/Standstörungen, und/oder Blasen-/Mastdarmfunktionsstörungen, und/oder diffusen Muskelausfällen mit begleitenden Taubheitsgefühl.

Wie sieht es in 2 Monaten aus?

Verlauf

Eine Operation ist vor allem bei plötzlich aufgetretenen Gang-/Standstörungen, und/oder Blasen-/Mastdarmfunktionsstörungen, und/oder diffusen Muskelausfällen mit begleitenden Taubheitsgefühl teils akut indiziert. Bandscheibenvorfälle der Brustwirbelsäule ohne bildgebenden Kontakt zum Rückenmark mit isolierter Bedrängung der austretenden Nervenwurzel können meist konservativ behandelt werden. Im Vergleich zu Bandscheibenoperationen der Lendenwirbelsäule besteht ein doch nennenswert erhöhtes Risiko einer neurologischen Schädigung.

Was kann ich vorbeugend machen?

Vorbeugemaßnahmen

- Stärkung der Rückenmuskulatur 

Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Vorbeugung von Bandscheibenvorfällen und Wirbelkanaleinengungen ist die Stärkung der sogenannten "autochtonen Rückenmuskulatur". Neben physiotherapeutischer Beübung hat sich vor allem das Schwimmen, Rumpfgymnastik und Radfahren als äußerst vorteilhaft für die Ausbildung der Rückenmuskulatur gezeigt. 

- Bewegung

Da die Bandscheibe ihre Nährstoffe nur über die Umgebung erhält, ist das regelmäßige Gehen und Bücken unumgänglich. Zu wenig Bewegung, aber auch Überbelastung führen zu einer verminderten Nährstoffaufnahme und begünstigen den frühzeitigen degenerativen Prozess der Bandscheibe.  

 

- Rückenschonendes Arbeiten

Das "Heben aus dem Rücken" hat sich bereits in vielen Köpfen als äußerst schädlich für die Wirbelsäule eingenistet. Schwere Lasten sollten demnach nie aus der Rotation und immer aus den Knien bei geradem Rücken gehoben werden, um eine Überbelastung des äußeren Faserrings zu verhindern. 

 

- Übergewicht

Ähnlich wie bei einem überbeladenem Auto ist auch das Übergewicht häufig schädlich für die Bandscheibe. Die Einhaltung des Normalgewichts empfiehlt sich daher nicht nur für die Einhaltung der Blutzucker und -fettwerte, sondern hat ebenso einen äußerst positiven Einfluss auf die Langlebigkeit der Bandscheiben. 

 

 

 

 

Quellen:

  • https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/koerper/wirbelsaeule/bandscheibenvorfall
  • https://www.netdoktor.at/krankheiten/bandscheibenvorfall/
  • Marquardt, Christian (Tredition)(2019)Bandscheiben Problematik... oder spielt „nur“ der Ischiasnerv wieder verrückt?, 1. Ausg., Hamburg
Wirbelsäule

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